Buß-Predigt für Deutschland

 

 

Es war nicht etwa nur so ein modernes Pandemielein. Es war die Pest. Und nicht nur irgendeine Pest. Es war die grosse Justinianische Pest. Schon hatte sie ein Drittel der Einwohner Italiens dahingerafft. Da, im Jahr 590, brach sie erneut aus. Mitten in Rom. Was konnten die Römer*innen in ihrer Verzweiflung noch tun? Nur eines: nicht etwa in einem streng geheimen „Konsistorium“, sondern „per acclamationem populi“, durch Zuruf des ganzen Volkes, wählten sie als neuen Papst einen begnadet gnadenlosen Buß-Prediger: den Mönch Gregor. Gregor den Grossen.

 

Sieben Buß-Wallfahrten ordnete er als erstes an. Aus sieben Himmelsrichtungen strömten sie alle vor Santa Maria Maggiore zusammen. Als dort vor allem Volk der neue Papst die Arme zum Himmel hob, die Sünden Roms bekennend und um Vergebung bittend, da, mit einem Mal sahen es die Römer*innen alle: Drüben, über dem Mausoleum Kaiser Hadrians erschien gewaltig der Engel der göttlichen Rache, der Erzengel Michael, und er steckte, bewegt von der Reue des ganzen Volkes, das eben noch hocherhobene Schwert der göttlichen Rache zurück in die Scheide. Die erlösten Römer*innen aber, aus tiefer Dankbarkeit, nannten  Hadrians Mausoleum  fortan „die Engelsburg“.

 

So gnädig konnte er sein, der Erzengel Michael. Gnädiger noch zu uns. Er ist ja nicht nur der Engel der göttlichen Rache, der Schutzengel der Schlachtfelder und der Friedhöfe. Er ist auch der Engel der Deutschen. Nicht die Pest hat er uns anno 2020 geschickt, sondern als erstes nur ein vergleichsweise harmloses Pandemielein. Als erste Strafe für jene Todsünde der hemmungslosen Globalisierung, gegen die unsere grosse Greta zu Recht nirgendwo so laut Anklage erhoben hat wie in Deutschland.

 

Wo aber sind anno 2020 unsere Gebete? Wo unsere Buß-Wallfahrten? Wo ist ein Papst, der die Sünden Roms bekennend die Arme hoch zum Himmel reckt? Statt Bußwallfahrten und Gebeten nichts als eitles  Geschwätz. „Tutti-fratelli-Geschwätz aus Rom, Geschwätz in der ARD, Geschwätz im ZDF, Geschwätz in der FAZ, Geschwätz in der „Süddeutschen“. Wissenschaftliches Covid19-Geschwätz, gewiss, meistens jedenfalls. Aber Geschwätz doch, das längst keiner mehr hören, keiner mehr lesen mag. Insgeheim fühlt es das ganze Volk: Wenn alles besser werden soll, muss zuerst mit dem Covid19-Geschwätz ein Ende sein. Was wir jetzt als erstes brauchen, ist keine Tutti-fratelli-Enzyklika, sondern das, was grosse Päpste einst bei schwersten Sünden verhängt haben: statt eines teilweisen Lockdowns ein totales „Buss-Schweigen“. Tiefe Wortlosigkeit als absoluten Wellenbrecher gegen die Seuche. Um es mit den Worten des Dichters zu sagen: „O komm, Gewalt der Stille!“

Im Schweigen erst werden wir einsehen, was uns die grosse Greta vergeblich zu predigen versucht hat: unsere Sünde. Unsere Umweltsünde. Frevlerisch ausgebeutet, vergiftet haben wir die globale Welt.  Und wenn ihr denn nicht glauben wollt, dass es der Erzengel Michael persönlich ist, der uns mit Corona züchtigt, so glaubt doch wenigstens,  dass es, ganz unpersönlich, eben diese von uns misshandelte Welt sei, die jetzt gegen uns Sünder mit Corona  global strafend zurückschlägt.

 

Reuevolles Schweigen zuerst. Und dann, wie einst zu Gregors des Grossen Zeit, Buß-Wallfahrten. Wir brauchen ja gar nicht weit zu laufen. Seit Kaiser Ottos Tagen ruhen ihre seligen Gebeine mitten unter uns. Im Aachener Dom ruht sie, die heilige Corona, die alte Schutzheilige der Deutschen gegen Seuchen. Wahrlich, ich sage euch: Wenn aus Berlin, aus Düsseldorf, aus München alle nach Aachen gepilgert kommen, unsere beiden Grössten, Angela Merkel und Rainer Maria Woelki, vorneweg, dann, ja dann wird hoch über dem uralten Kaiserdom, der Erzengel Michael aufs neue erscheinen. Gnädig wird er, der Schutzengel Deutschlands, das hocherhobene Schwert der göttlichen Rache zurückstecken in die himmlische Scheide. Und gross wird der nationale Lobpreis sein, wortreich gross der fromme Dank von ARD, ZDF und FAZ, von Angela Merkel und Kardinal Woelki, vor allen Dingen von ihm, von unserem allergrössten Meister der Buß-Predigt: von Heribert Prantl himself.